Urban Mining - Recycling for the Planet
Urban Mining betrachtet Städte mit ihrem von Verbrauchern und
Gewerbebetrieben erzeugten Wertstoffkreislauf als Rohstoffquellen und
sucht nach Wegen, diese Quellen möglichst effizient zu nutzen.
Das wird beim Recycling von Altmetall (auch Gold und Silber), Elektroschrott, Papier, Glas, biologischen
Abfällen und Kunststoffen schon länger praktiziert,
es gibt aber großen Reserven, derer sich jüngste
Forschungen und Initiativen annehmen. Schon der Begriff, der mit
"Stadtschürfung" übersetzt werden kann, deutet auf
das gigantische Reservoir an wertvollen Stoffen in menschlichen
Wohngegenden hin.
Vorgehensweise beim Urban Mining
Um die in Städten vorhandenen Roh- und Wertstoffe zu recyceln und einem neuen Nutzkreislauf zuzuführen, müssen sie zunächst erfasst werden. Anthropogene Lagerstätten werden also zunächst identifiziert (Industrie-, Gewerbe- und Haussekundärrohstoffe), dann erfolgt eine Mengenbestimmung der enthaltenen Wertstoffe und eine ökonomische Betrachtung, auf welche Weise das Urban Mining effizient und mit möglichst hohen Gewinnen durchzuführen ist. Das Ziel besteht stets darin, Rohstoffe preiswerter als aus der Natur zu gewinnen, was nicht nur einen ökologischen, sondern einen schlichten ökonomischen Hintergrund hat. Auch die Unabhängigkeit von Rohstoffquellen in instabilen Weltregionen spielt eine große Rolle. Daher sind zwei Gesichtspunkte des Urban Minings essenziell: das Erfassen (logistisch und physisch) der Rohstoffe sowie die technischen Rückgewinnungsoptionen. Aus beiden Komponenten setzt sich der mögliche Gewinn zusammen. Dabei müssen anthropogene Lagerstätten integral bewirtschaftet werden, das bedeutet, die Kreislaufwirtschaft muss relativ lückenlos funktionieren. Menschen werden in ihrem Verhalten daher nicht nur als Verbraucher, sondern auch als Produzenten wichtiger Ressourcen betrachtet, die sie mehr oder minder gut organisiert zur Verfügung stellen. Es macht dabei einen sehr großen Unterschied, ob Haushalte ihren Müll sorgfältig trennen und Altmetall, Glas und Papier freiwillig der effizienten Verwertung zuführen. Geworben wird freilich vorrangig mit dem Umweltgedanken, was auch richtig ist und die förderlichste Motivation darstellt. Schließlich hat der Privatverbraucher rein finanziell zunächst nichts von der genauen Wertstofftrennung. Dennoch sollte im Bewusstsein möglicherweise mehr verankert werden, dass die aus recycelten Rohstoffen gewonnenen Erzeugnisse auch effektiv preiswerter herzustellen sind, was allen Verbrauchern zugutekommt. Die Ressourcen fallen durchaus sehr vielfältig aus, Schrott ist ein Renner seit Jahrzehnten, Papier, Glas und Kunststoffe bedürfen keiner Erwähnung mehr, auch Bauschutt ist ein wertvoller Rohstoff.
Die Bedeutung von Urban Mining
Mit Urban Mining macht sich die Industrie wesentlich unabhängiger von steigenden Rohstoffpreisen, Importe können zurückgefahren werden. Die Einsparungen durch Entsorgungsunternehmen betragen in Deutschland einige Milliarden Euro jährlich, wenn hochgerechnet würde, was die Produkte ohne jedes Recycling kosten würden und welche Kosten allein durch die Müllentsorgung von an sich wertvollen Rohstoffen hinzukämen. Das sind freilich eher theoretische Überlegungen, denn recycelt wird schon sehr lange, es findet nur immer effektiver und auf technologisch höherem Niveau statt. Schätzungen gehen davon aus, dass die durch Recycling rückgewinnbaren Rohstoffe mengenmäßig den natürlichen Vorräten beinahe oder vollständig gleichkommen. So wurden Berechnungen über das Kupferrecycling - ein Vorgang mit sehr langer Tradition - und die weltweit vorhandenen natürlichen Kupfervorkommen angestellt. Aus Recycling werden global alljährlich 300 Millionen Tonnen Kupfer gewonnen, in der Natur könnten noch 490 Millionen Tonnen vorrätig sein. Das betrifft auch die meisten anderen mittellanglebigen Rohstoffe. Zudem werden durch Urban Mining signifikante ökologische Effekte erzielt, denn Recycling ist wesentlich umweltfreundlicher als ein Abbau von Rohstoffen aus der Natur. Die Einsparungen an Kohlendioxid werden zwischen 1990 bis 2011 auf rund 50 Millionen Tonnen geschätzt, was etwa 25 Prozent der Einsparungen ausmacht, zu denen Industrienationen insgesamt imstande sind. Last, not least kommen recycelte Produkte natürlich auch Entwicklungsländern durch ihre kostengünstige, umweltfreundliche Produktion zugute. Allerdings muss in diesen Staaten der Primärvorgang des Urban Minings, der beim Aussortieren der Sekundärrohstoffe beginnt, noch wesentlich intensiver in den Köpfen verankert werden. Das hat auch psychologische Hintergründe, ärmere Menschen haben einfach andere Sorgen als ihren Müll, oder sie glauben sie zumindest zu haben. Urban Mining wird auch durch die zunehmende Urbanisierung bedeutsamer, denn die Stadtbevölkerung wächst und übertraf in den frühen 2000er Jahren erstmals in der Geschichte der Menschheit zahlenmäßig die Landbevölkerung. Dieser Trend wird zunehmen, um das Jahr 2030 herum erwartet man zwei Drittel urbane Bevölkerung auf dem Globus. Da auf diese Weise die Kosten für Infrastrukturmaßnahmen gigantisch wachsen (wahrscheinlich rund 40 Billionen Dollar bis 2030), ist Urban Mining das Mittel der Wahl, um ökologisch und ökonomisch die Urbanisierung positiv zu nutzen.