Antelope Valley Solar
Zu Beginn des Jahres 2013 schaffte es das Solaranlagen-Projekt der
Firma SunPower im kalifornischen Antelope Valley weltweit in die
Schlagzeilen. Der bekannte Finanzinvestor Warren Buffet, immerhin der
drittreichste Mann auf diesem Planeten, hatte die Anlage für
annähernd 2,5 Milliarden US-Dollar oder umgerechnet 1,9
Milliarden Euro erworben. Nun fragte sich die Öffentlichkeit:
Was genau verbirgt sich eigentlich hinter Antelope Valley Solar? Warum
investiert Warren Buffet sein Geld ausgerechnet in diesem Projekt?
Das Unternehmen SunPower plant im Antelope Valley, nördlich
von Los Angeles gelegen, momentan die größte
Photovoltaik-Anlage der Welt. Die Firma SunPower, an der auch der
französische Ölkonzern Total eine Beteiligung
hält, steckte bisher vier Jahre in die Entwicklung des
Projekts. Was angesichts des hohen Kaufpreises überrascht: Zum
Zeitpunkt des Verkaufs der Anlage, stand noch keine einzige Solarzelle.
Mit dem Bau soll im Frühjahr 2013 begonnen werden. Dann
entstehen auf 13 Quadratmetern Grundfläche zwei parallel
betriebene Solaranlagen (Antelope Valley Solar 1 und 2). Beide werden
mit einer von SunPower selbst entwickelten Technologie betrieben, der
sogenannten Oasis Power Plant Technology. Die Errichtung der
Photovoltaik-Module dauert 36 Monate und soll 2015 abgeschlossen sein.
Abgesehen von der Planung ist SunPower auch für die Produktion
und den Bau verantwortlich. Die fertige Anlage liefert dann insgesamt
579 Megawatt Strom. Das entspricht einer Menge, wie sie ein
herkömmliches Gas- oder Kohlekraftwerk erzeugt,
SunPower hat sich bereits in der Vergangenheit einen Ruf als Spezialist
für solch groß dimensionierten Solar-Projekte
erworben. In den letzten zehn Jahren realisierte das Unternehmen mehr
als 120 Photovoltaik-Großanlagen, mehr als alle anderen
Anbieter auf dem Markt. Dieses Plus an Erfahrung mag ein Grund gewesen
sein für das Kaufinteresse von MidAmerican, einer Tochterfirma
von Warren Buffets Finanzholding Berkshire Hathaway. Berkshire Hathaway
nennt etwa 80 Tochterfirmen sein Eigen und darüber hinaus
Aktienpakete von einigen bekannten Konzernen. Die Holding
gehört zu den finanziell potentesten Unternehmen am Markt.
Hauptaktionär, Vorstand und Gründer der Holding in
einer Person ist der 82-jährige Warren Buffet, auch unter dem
Spitznamen „Orakel von Omaha“ bekannt, weil er in
der Vergangenheit häufig genug seinen Instinkt fürs
Geldverdienen unter Beweis gestellt hat.
Die Tochterfirma MidAmerican ist eigentlich spezialisiert auf
Beteiligungen an klassischen Energieerzeugern aus der Kohle- und
Gasbranche, hat aber in letzter Zeit verstärkt in Solarenergie
investiert. So hatte MidAmerican neben dem Objekt im Antelope Valley
zuvor bereits die Solaranlage Topaz in Kalifornien übernommen,
die mit 550 Megawatt eine ähnliche hohe Leistung erzielt,
sowie ein Solarprojekt in Arizona, das 290 Megawatt erreicht. Neben
Sonnenenergie beschäftigt sich MidAmerican auch mit
Erdwärme, Wasser- und Windkraft. Die USA verfügen
über ausgedehnte, oftmals nur sehr dünn besiedelte
Flächen, die für diese Art der erneuerbaren
Energieerzeugung beste Voraussetzungen bieten.
Auch wenn die Kaufsumme 2,5 Milliarden US-Dollar zunächst
gewaltig anmutet, so ist die Anlage im Antelope Valley fast ein
Schnäppchen. Seitdem China den westlichen
Industrieländern im Solarbereich mit deutlich
günstigeren Produkten Konkurrenz macht, sind die Preise
für Solaranlagen kräftig gepurzelt. Etliche
Solarunternehmen mussten bereits im vergangenen Jahr Konkurs anmelden
oder stehen unter erheblichem Kostendruck. Die Kürzungen der
Förderprogramme von staatlicher Seite haben die Situation
weiter verschärft. Ein Vorteil des Projekts Antelope Valley
Solar ist vor diesem wirtschaftlichen Hintergrund die
Planungssicherheit. Der kalifornische Stromkonzern Southern California
Edison hat sich bereits zur Abnahme des Solarstroms verpflichtet. Grund
hierfür ist, dass der Bundesstaat Kalifornien bis 2020 33
Prozent seiner Stromversorgung aus erneuerbaren Energien bestreiten
will. Bis heute sind es lediglich 13,5%. Hier ist also noch mit einem
deutlichen Wachstum in den kommenden Jahren zu rechnen, was wiederum
Warren Buffets Investitionsentscheidung im Jahr 2012/2013 plausibel
klingen lässt.